April—Juli 2015
Institut für Zukunft Leipzig
: ⁄ ⁄ about blank Berlin
Leipzig
Institut für Zukunft
Do 16.04. 20:00
Mark Fisher
Nowhere Fast
Do 16.04. ab 22:00
EnWi & KRe.V.
w ⁄
Thomas Meinecke
Onetake
Welcome Present
opening party
Mi 29.04. 20:00
Michael Hirsch
Mythos des Immergleichen oder Erneuerung des Fortschrittsbegriffs?
Mi 13.05. 20:00
Greta Wagner
Erschöpfung – eine Pathologie der Gegenwart?
Do 28.05. 20:00
Ralph & Stefan Heidenreich
Verkaufte Zukunft
Do 11.06. 20:00
Kerstin Stakemeier
Nichts ist aufgehoben. Gedrängte Gegenwart
Do 25.06. 20:00
friendly fire
The Absolute Present (some things about you, us, the future and death)
Do 09.07. 20:00
Jan Völker
Das demokratische Subjekt und die Korruption der Zeit
danach: music all night long
w ⁄ special guests!
Berlin
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Do 21.05. 20:00
Franco „Bifo“ Berardi
The Encapsulation of Future in the Past
Do 04.06. 20:00
PETER SCHNEIDER
Depression, Schmerzstörung und Burnout. Gesellschaft und Diagnose
Do 02.07. 20:00
Versammlung – Studien aus der Absoluten Gegenwart (Anna Hilgers, Marcus Quent, Lukas Holfeld & Philipp Schweizer)
danach: House im Garten.
Donnerstag 16.04.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Mark Fisher
Nowhere Fast
in englisch
The music critic Simon Reynolds has pointed out that, in the current moment, everyday life has sped up, but culture has slowed down. This talk will examine this seeming paradox. On the one hand, we are subject to an inundation of stimuli – a blitzing of the nervous system, producing a permanent sense of anxiety, inability to settle, digital twitch. On the other hand, cultural production seems to be increasingly sterile and stagnant, locked into an apparently interminable pattern of unacknowledged and unconscious repetition. This is only a paradox at first glance. Actually, there is a relation between the two: the overloading of the social brain means that there is no time in which the new can emerge. Is there a way out of this condition of going nowhere fast?
Mark Fisher ist der Autor von Capitalist Realism (2009, dt. 2013) und Ghosts Of My Life: Writings on Depression, Hauntology and Lost Futures (2014). Seine Texte erscheinen regelmäßig in Zeitschriften und Magazinen wie The Wire, Frieze, The Guardian und Film Quaterly. Er ist Lecturer im Bereich Visual Cultures am Goldsmiths College, University of London. Außerdem hat er in Zusammenarbeit mit Justin Barton zwei gefeierte Audio-Essays produziert: londonunderlondon (2005) und On Vanishing Land (2013).
Leipzig
Institut für Zukunft
ab 22:00
EnWi & KRe.V.
Welcome Present
opening party
w ⁄
Thomas Meinecke
Onetake
Zur opening party der Reihe ABSOLUTE GEGENWART beehrt uns THOMAS MEINECKE, Kenner der history of house music, Musiker der legendären Band F.S.K. und Autor im ehrwürdigen Hause Suhrkamp, wo Titel wie Tomboy (1998), Musik (2004) oder Lookalikes (2011) erschienen sind.
ONETAKE, unser Leipzig-Liebling und Allroundtalent aus dem mindestens ebenso ehrwürdigen Hause Conne Island, komplettiert das Programm. Cheers!
Mittwoch 29.04.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Michael Hirsch
Mythos des Immergleichen oder Erneuerung des Fortschrittsbegriffs?
Die gegenwärtige Gesellschaft hat zunehmend dystopische Züge. Der Begriff des Fortschritts scheint verschwunden aus unserem Bewusstsein. Bis in die Semantik staatlicher Krisenpolitik hinein erscheint die gesellschaftliche Entwicklung als alternativlos – wie eine absolute Gegenwart, welche für die Zukunft nur die Fortsetzung des Immergleichen oder Selbstzerstörung denken kann. Dem entsprechen die Techniken einer Regierung mit der Furcht: eine Rückbildung der Gesellschaft in entzivilisierte soziale Formen (Postdemokratie, Prekarität, Verwilderung der Arbeit, Sozialdarwinismus). ⁄ ⁄ Diese Konstellation gilt es zu analysieren, ohne der unübersehbaren kulturpessimistischen Versuchung zu erliegen. Die gesellschaftliche Entwicklung verstehe ich als einen mythischen Bann. Er ist Ausdruck eines vorläufig gescheiterten Emanzipationsprojekts: das Projekt des Neoliberalismus ist eines der Stillstellung gesellschaftspolitischer Weichenstellungen. Progressive Intellektuelle und Aktivisten sind mit einer scheinbar unentrinnbaren Vereinnahmung emanzipatorischer Bewegungen durch den neoliberalen Kapitalismus und seinen Staat konfrontiert. Die gesellschaftliche Entwicklung erscheint uns wie ein Bann. Wie Adorno aber sagt: Er ist nur ein Bann.
Michael Hirsch studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris (u. a. bei Jacques Derrida und Alain Badiou), er lehrte und promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, danach folgten verschiedene Lehrtätigkeiten u. a. in Hamburg, München, Stuttgart und Prag. 2014 habilitierte er sich im Fach Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen mit der Schrift „Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft“. Hirsch lebt als freier Autor und Dozent in München.
Mittwoch 13.05.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Greta Wagner
Erschöpfung – eine Pathologie der Gegenwart?
Erschöpfung ist nicht nur ein Symptom bei den ansteigenden Diagnosen von Burnout und Depressionen, sondern auch ein Zustand, der zu einem Signum der Gegenwart geworden ist. Er folgt auf die paradoxalen Anstengungen des Besser-Werdens in endlosen Wettbewerben und die Versuche, dabei man selbst zu bleiben. Auch Ende des 19. Jahrhundert, als die Neurasthenie grassierte, sah man sich in einem Zeitalter der Erschöpfung. Wie damals entsteht heute das subjektive Empfinden der Erschöpfung und der begleitende medizinische Diskurs nach einer Phase der ökonomischen und sozialen Dynamisierung. Man sehnt sich zurück nach entspannteren Zeiten. Aber bietet die Erschöpfung auch einen Ausgangspunkt für Gesellschaftskritik?
Greta Wagner lehrt und forscht am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Doktorarbeit hat sie über Neuroenhancement geschrieben und darin pharmakologische Leistungssteigerung mit Medikamenten wie Ritalin in Frankfurt und New York untersucht. Sie interessiert sich für Formen der Selbstoptimierung und für das Scheitern daran. 2013 erschien bei Suhrkamp Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft, das sie gemeinsam mit Sighard Neckel herausgegeben hat.
Donnerstag 21.05.
Berlin
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20:00
Franco „Bifo“ Berardi
The Encapsulation of Future in the Past
in englisch
From 1964 to 1999 social consciousness and techno-evolution converged in an unprecedented way, and the possibility of emancipation of the potencies of knowledge from the Gestalt (coding form that generates forms) of capitalism was at hand. Then the nihilist force of financial capitalism prevailed, and the punk premonition became true: techno-evolution and human consciousness diverged and the future has been turned into high-tech prehistory. The potencies of the general intellect still exist, in the connected brain of cognitariat, but they are inert, unable to turn into a social process of subjectivation.
Franco „Bifo“ Berardi ist eine historische Figur des italienischen Aufruhrs der 1970er. Er gründete die Zeitschrift A/Traverso (1975-1981) sowie den Piratensender Radio Alice (1976–1978). Vor der Repression in Frankreich geflüchtet, wurde er zum Weggefährten Félix Guattaris und Michel Foucaults. Nach wie vor engagiert sich der Philosoph und Aktivist für Subjektivierung, Solidarität und die Autonomie der kognitiven Arbeit. Er hat die European School of Social Imagination (SCEPSI) gegründet, und lehrt zurzeit am Istituto tecnico industriale Aldini Valeriani in Bologna.
Donnerstag 28.05.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Ralph & Stefan Heidenreich
Verkaufte Zukunft
Kredite sind der Rohstoff der Finanzindustrie, sie projizieren Zahlungsforderungen in die Zukunft. Diese Forderungen werden routinemäßig versichert und an Dritte verkauft. Das hat zwei Effekte: Sie verwandeln sich unmittelbar in Vermögen. Und: Die Zukunft ist verkauft. Das heißt, sie ist versperrt und ihrer Möglichkeiten beraubt. Wehe, wenn diese verkaufte Zukunft nicht eintrifft.
Beschleunigung und Akzelerationismus helfen uns in dieser Lage kaum weiter. Erstens macht es keinen Unterschied, ob wir die schon verkaufte Zukunft schnell oder langsam erreichen. Und zweitens bleibt die Idee, „wir müssen die Zukunft aufbrechen“ leeres Gefasel, solange sie nicht ökonomisch fundiert und konkret gemacht wird. Es gibt wohl Wege aus der verkauften Zukunft, aber es macht Sinn, sie nicht nur philosophisch, sondern auch ökonomisch zu bedenken.
Ralph Heidenreich lebt in Biberach an der Riß, ist dort Stadtrat für Die Linke und arbeitet als Programmierer. Stefan Heidenreich lebt in Berlin, unterrichtet an der Universität Basel und forscht am Center for Digital Cultures der Universität Lüneburg.
Donnerstag 04.06.
Berlin
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20:00
PETER SCHNEIDER
Depression, Schmerzstörung und Burnout. Gesellschaft und Diagnose
Macht die Gesellschaft depressiv, erschöpft und ausgebrannt? Trotz der Versprechungen der Psychiatrie, die Depression biologisch erklären und heilen zu können, hält sie sich beharrlich als Diagnose, die nicht nur das Individuum betrifft, sondern die Gesellschaft selber. In den Diagnosen Depression und Burnout artikuliert sich ein soziales Unbehagen, das über den bloßen Krankheitswert für das einzelne Subjekt hinausgeht: Ohne die Gesellschaftskritik, mit der diese Diagnosen aufgeladen sind, blieben sie letztlich unverständlich. Mein Vortrag beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Konstruktion von und der Rekonstruktion der Gesellschaft durch Krankheiten.
Peter Schneider studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie. M.A. in Philosophie, Dr. phil. und Habilitation in Psychologie. Er lebt und arbeitet in Zürich als Psychoanalytiker. Außerdem ist er Satiriker (SRF3 und SonntagsZeitung) und Kolumnist (Tages-Anzeiger und Der Bund). Er lehrt als Privatdozent für klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Universität Zürich und als Vertretungsprofessor für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie an der Uni Bremen und ist Autor zahlreicher Bücher zu psychoanalytischen, aber auch gesellschaftspolitischen Themen. Zusammen mit Bruno Deckert verlegt er die der sphèressays.
Donnerstag 11.06.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Kerstin Stakemeier
Nichts ist aufgehoben. Gedrängte Gegenwart
Die Frage nach der Gegenwart ist immer auch eine nach ihren Vergangenheiten. Keine Vergangenheit ist je abgeschlossen, keine kam zu einem Abschluss. Ihre Reste treiben in der Gegenwart, stabilisieren und destabilisieren sie. In vielerlei Hinsicht ist auch und gerade die Idee der autonomen Kunst eine dieser Vergangenheiten, ein unabgeschlossener Restbestand einer anderen Zeit. Aber disqualifiziert das die Kunst oder die Gegenwart? Oder keine von beiden? In „Nichts ist aufgehoben“ wird es um die Frage gehen, wie die Kunst als historischer Rest in der Gegenwart in Stellung gebracht werden kann, wie sie gegenwärtig sein kann, ohne nur Contemporary Art, nur ästhetischer Warenwert, zu werden.
Kerstin Stakemeier ist freie Autorin und Juniorprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste München. Sie studierte Politikwissenschaften in Berlin und Kunstgeschichte in London und promovierte dort zu „Entkunstung. Artistic Models for the End of Art“. Mit Nina Köller betrieb sie 2007/2008 den Aktualisierungsraum in Hamburg, 2009/2010 war sie Researcherin zu „Realism in (Contemporary) Art“ an der Jan van Eyck Academie Maastricht. Ihr Buch Ent-Ver-Kunst-ung. Dramatisierungen der Kunst wird bei b_books, PoLYpeN herausgegeben.
Donnerstag 18.06.
Berlin
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18:30
Nina Gribat, Hannes Langguth, Mario Schulze
Stadträumliche und architektonische Praktiken der Absoluten Gegenwart. Eine Spurensuche rund um das Ostkreuz
Dauer 90 min, Treffpunkt : ⁄ ⁄ about blank
Im gegenwärtigen Berliner Stadtdiskurs stehen Aspekte des Selbermachens und der Beteiligung hoch im Kurs – übergreifende gesellschaftliche Visionen werden dagegen nicht verhandelt. Das durch unterschiedlichste Raumpraktiken entstehende Mosaik erscheint heute als so vielfältig und selbstbestimmt wie nie zuvor. Für die These der Fragmentierung gibt es verschiedene Interpretationsangebote: Ist sie Ausdruck einer „Krise des utopischen Denkens“ oder eines individuellen Rückzugs in die absolute Gegenwart als Folge einer kollektiven Überforderung von der Ungewissheit und Unbestimmtheit der Zukunft? Inwieweit liegt in der Transformation hin zur kleinteiligen Nutzerorientierung die Chance für eine größere und gemeinschaftlich gestaltete Utopie der „Stadt für Alle“? Das Ostkreuz bietet einen für Berlin exemplarischen Ort, um gegenwärtigen Raumproduktionen nachzuspüren. Anhand lokaler Findlinge, die im gegenwärtigen Stadtdiskurs mobilisiert werden und für die orts- und nutzer_innenspezifischen Entwicklungen stehen, loten wir auf unserer Spurensuche gemeinsam mit deren Protagonist_innen aus, wie eine Stadt aussehen kann, die sich aus der Summe von Partikularinteressen entwickelt.
Nina Gribat ist als Postdoktorandin an der Habitat Unit am Institut für Architektur der TU Berlin beschäftigt. Sie hat an verschiedenen Universitäten Architektur, Stadtplanung und –forschung studiert und ist Teil des Redaktionskollektivs von sub\urban.zeitschrift für kritische stadtforschung. Hannes Langguth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Habitat Unit am Institut für Architektur der TU Berlin, an der er gegenwärtig auch lehrt. Er hat Architektur an der TU Braunschweig und der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert. Mario Schulze ist Doktorand im Fach Kulturanalyse an der Universität Zürich. Er hat an der HU Berlin, der Universität Zürich und der Goethe-Universität Frankfurt am Main gelehrt und vorher Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig studiert.
Donnerstag 25.06.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
friendly fire
The Absolute Present (some things about you, us, the future and death)
Dear Audience, it is true that the future begins NOW.
But it is also true that “now” is already over. It is true that we all die another day. But it is also true that TODAY IS THE DAY. In other words: friendly fire goes Institut für Zukunft and we kindly invite you to our Pre-Die-In-Get-Together-Party! Right now, right here: the future – looking at us. A performance about the absolute present … you and us … and the end of all things. So cheer up! Meet us at the Die-In! That’s it! Our absolute present!
Yours sincerely, friendly fire
friendly fire ist eine freie Theater- und Performancegruppe aus Leipzig, die theatrale Situationen zwischen Fakt und Fiktion, Archiv und Halluzination konstruiert. So entstehen Zeit-Räume, in denen die Gespenster, Tiere und Monster der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umher gehen.
Donnerstag 02.07.
Berlin
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20:00
Versammlung – Studien aus der Absoluten Gegenwart (Anna Hilgers, Marcus Quent, Lukas Holfeld & Philipp Schweizer)
Wann ist Gegenwart? Was heißt absolut? Wie sich verhalten? – Zum Ende der Veranstaltungsreihe präsentieren Personen aus dem Kreis des Organisator_innenteams und deren Umfeld eigene Arbeiten. Mit Beiträgen zur schwarzen Galle der Melancholie (Anna Hilgers), zu den Ansprüchen einer kommunistischen Geschichtsarbeit als einer Gegenkraft in der Gegenwart (Lukas Holfeld und Philipp Schweizer) und zur Frage nach dem Anteil des Blicks auf die eigene Zeit an deren aussichtslosem Charakter (Marcus Quent).
Anna Hilgers
„Schreibtafel her, ich muß mirs niederschreiben…“
(William Shakespeare, Hamlet)
Die Lektüre von Shakespeares Hamlet, eine der prominentesten Figuren der literarischen Grübler, Moritz' Anton Reiser, Schnitzlers Anatol oder Büchners wahnhafter Subjekte Woyzeck und Lenz können Versuche sein, einen anderen Einblick in die Realität der Depression zu bekommen. Die schwarze Galle der Melancholie zieht sich wie ein dichtes Geflecht durch die Literatur und bildet einen löchrigen Boden, auf dem sich Traurigkeit und genialisches Schöpfertum, Schwermut und manische Aktivität verbinden können. Stellt die Acedia eine Struktur bereit, die sich in literarischen Texten niederschlägt und zu einer eigenen Poetik, einer eigenen Schreibweise der Melancholie führt? Zeigen Bachmanns oder Plaths Texte eine genuin weibliche Spielart dieses Zeichenspiels?
Lukas Holfeld und Philipp Schweizer
Gegen den Strich
Absolute Gegenwart – dieser Titel kennzeichnet die Geschichtslosigkeit in der sich die Verhältnisse darstellen. Ihr gegenüber zeigt kritische Theorie auf, dass das, was unabänderlich und ewig zu sein scheint, eine Geschichte hat, die von Menschen gemacht wurde und wird. Und mehr noch: dass diese Geschichte eine Kontinuität von Unterdrückung und Ausbeutung ist. Das impliziert wiederum, dass kritische Geschichtsarbeit parteiisch ist für jene, die für eine bessere Welt gekämpft und dabei verloren haben. Diese Parteinahme ist jedoch wertlos, wenn sie sich nicht gleichzeitig auf gegenwärtige Auseinandersetzungen bezieht. Wir wollen einige Thesen zu einer kritischen Geschichtsarbeit vortragen und uns dabei auf Erfahrungen aus eigenen Projekten beziehen.
Marcus Quent
Absolute Gegenwart. Geschlossene und geöffnete Zeit
Von der eigenen Zeit zu sprechen oder zu schreiben, scheint immer auch zu bedeuten, an einem Bild zu arbeiten, ein Bild der Gegenwart zu entwerfen, indem man ihr Elemente entnimmt und diesen eine Form gibt. Von der eigenen Zeit zu sprechen, (über) sie zu schreiben, heißt: arrangieren und verknüpfen, ausschneiden und verdichten. „Absolute Gegenwart“ nun ist das Bild einer ganz und gar herrschenden Jetztzeit, einer triumphierenden Gegenwart, deren Untergrund eine eigentümliche Zeitlosigkeit bildet, abgeschnitten und von allem losgelöst. So sehr mich das Bild ergreift, beunruhigt mich zugleich der Verdacht, dass die angenommene aussichtslose Lage der Wirklichkeit eine heimliche Allianz mit den totalisierenden Gesten ihrer Beschreibung bilden könnte. Die Gegenwart in den Blick zu nehmen, erfordert deshalb vielleicht an erster Stelle, die geläufigen Weisen ihrer Beschreibung und Präsentation zu betrachten und deren Anteil am ungeheuerlichen Charakter einer „absoluten Gegenwart“ auszumessen.
danach ab 22 Uhr im : ⁄ ⁄ about blank:
: ⁄ ⁄ about.kindergarden mit Natascha Kann, Emily, Kvrt&Kwaint
Donnerstag 09.07.
Leipzig
Institut für Zukunft
20:00
Jan Völker
Das demokratische Subjekt und die Korruption der Zeit
Absolut ist unsere Gegenwart in Hinsicht auf die Zirkulation der Dinge und der Meinungen, in Bezug auf die Herrschaft der allgemeinen Äquivalenz. An diese Gegenwart ist die Frage zu richten, ob in ihr überhaupt noch eine Zeit stattfindet oder ob der demokratische Fetisch der Zirkulation nicht vielmehr die Angst vor der Zeit anzeigt. Zeit ist an das Unmessbare geknüpft, an die subjektive Erfahrung des Inäquivalenten. Gegen das Unmessbare aber setzt die Ideologie der demokratischen Zirkulation eine reine Gegenwart ohne Zeitkörper. In dieser Zeitlosigkeit der Gegenwart zirkuliert das liberale demokratische Subjekt: sein Effekt ist die Korruption der Zeit, und sein Fetisch – die gegenwärtige, einheitliche Gleichzeitigkeit der Dinge und der Meinungen – markiert heute den Platz der Ideologie.
Jan Völker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Universität der Künste Berlin, Visiting Lecturer am Bard College Berlin und regelmäßig als Gastdozent am Institute of Philosophy, Scientific Research Centre in Ljubljana. Publikationen u.a.: Ästhetik der Lebendigkeit. Kants dritte Kritik (2011), Neue Philosophien des Politischen zur Einführung (Laclau, Lefort, Nancy, Rancière, Badiou) (2012, mit Uwe Hebekus).
danach: music all night long
w ⁄ special guests!